FELIX JOHANNES LANGE

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DER HÄSSLICHE

von marius von mayenburg

am e.t.a. hoffmann theater bamberg

regie moritz schönecker

musik felix lange

Die bitterböse Komödie führt das verbreitete Phänomen körperlicher Entfremdung ins Groteske und hält damit eitlen Verhältnissen einen Spiegel vor. Herr Lette, findiger Ingenieur für elektrische Sicherungssysteme, macht eine grausige Entdeckung: Anscheinend ist er selbst unsäglich hässlich. Warum hat man ihm das bislang nie gesagt? Warum muss ausgerechnet sein Chef ihn darauf stoßen, als es um eine Dienstreise zu einem Kongress geht, auf dem Lette endlich seine neueste Erfindung präsentieren wollte. Nun fährt ein ungeliebter Kollege hin und erntet fremde Lorbeeren. Zur Rede gestellt, muss auch Lettes Frau gestehen, dass sein Gesicht schon immer "katastrophal" gewesen sei, sie ihn aber trotzdem liebe. Der Entschluss zur chirurgischen Korrektur ist schnell gefasst. Lettes unvermutete Wiedergeburt als unwiderstehlicher Beau macht ihn schnell zum berühmten Mann. Sein Chirurg vermarktet ihn als profitables Idealgesicht, sein Chef nutzt seine Schönheit als Lockstoff für solvente Großaktionärinnen. Lette umgibt sich mit Groupies. Doch der Ruhm währt nicht lange. Lettes Marktwert sinkt rapide, als er sich immer mehr Duplikaten seiner selbst gegenübersieht. Das erotische Überangebot überfordert auch seine Frau. Lettes Selbstentzweiung schreitet unerbittlich voran.

AUF DEM LAND

von martin crimp

am körber studio hamburg

regie moritz schönecker musik felix lange

kann man den rest seines lebens damit verbringen liebe vorzutäuschen?

Eine Frage, die sich Corinne (Sonja Beck), die Frau von Richard (Stephan Lewetz), stellt. Ihr Herz wird gefressen - von einem Stein, sagt sie. Richard, ein Arzt, ist mit seiner Frau Corinne vor kurzem von der Stadt aufs Land gezogen. Vor allem wegen der Kinder, denkt Corinne. Eines Abends aber steht Richard in der Tür ihres abgeschiedenen Hauses, auf seinen Armen eine bewusstlose junge Frau. Am Straßenrand habe er sie entdeckt und aus ärztlicher Beistandspflicht mitgenommen. Nach und nach stellt sich jedoch heraus, dass die junge Frau seit langem seine Geliebte und der wahre Grund für den Umzug aufs Land ist. Für alle Drei beginnt die Idylle zu bröckeln… Eine Nocturne über Lebensängste und Besessenheit, Verrat, Selbstbetrug und Heuchelei.

PRE PARADISE SORRY NOW

von rainer werner fassbinder

am schauspielhaus zürich

regie moritz schönecker

musik felix lange

19 Schauspieler aus der Schweiz, Deutschland und Österreich proben derzeit unter der Leitung des Regisseurs Moritz Schönecker am Schauspielhaus Zürich das Stück „Preparadise sorry now“. In zunehmendem Maße stellt sich heute die Frage nach der Genese von extremer und extremistischer Gewalt. Fassbinders kalte seziertischartige Analyse hat nichts an Relevanz eingebüßt. Ratlos stehen Pädagogen und Soziologen auch heute der zunehmenden Gewaltbereitschaft junger Menschen gegenüber. In der Regiewerkstatt des Jungen Schauspielhauses Zürich nimmt sich der 25-jährige Münchner Nachwuchsregiesseur Moritz Schönecker nun das Stück vor. Zusammen mit einer verhältnissmässig grossen Gruppe aus Schauspielschülern, einem Schauspieler und Laien aus der Schweiz, Deutschland und Österreich setzt er sich zum Ziel, die unbequemen aber notwendigen Fragen des Stücks auf neue und zeitgemässe Art zu stellen. Die Szenen werden in dieser Produktion so aneinandermontiert, dass sich langsam, nach und nach, ein Schreckenspanorama herauskristallisiert, das unausweichlich auf die Katastrophe zutreibt. Mit den durchgehenden akustischen Spuren von Felix Lange, dem abstrakt gehaltenen Bühnenbild von Paul Simon Steinmann, einem hohen Spieltempo und der immensen körperlichen Energie der jungen Schauspieler soll es gelingen, eine eindringliche Atmosphäre herzustellen, der man sich im kleinen Raum der Halle 3 des Schiffbaus nur schwer entziehen kann.

WEITERE PROJEKTE

verschiedene undokumentierte projekte

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