FELIX JOHANNES LANGE

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PETERCHENS MONDFAHRT

am theater konstanz

mit rödiger // schneider // s. haase // a. haase // melich // posniak

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Weihnachtsmärchen

Das Trauma in der Maikäferdynastie Sumsemann sitzt tief. Nicht nur, dass dem Ururururururgroßvater von Herrn Sumsemann vor Urzeiten das sechste Bein von einem bösen Holzdieb abgehackt wurde. Nein, der Dieb wurde auch noch samt Beinchen auf den Mond verbannt. Seitdem fristen alle Maikäfer namens Sumsemann ein fünfbeiniges Leben. Nur mit der Hilfe von zwei Kindern, die noch nie einem Tier etwas zu Leide getan haben, kann der Fluch gebrochen werden. Höchste Zeit, dass zwei mutige Kinder wie Peter und Anneliese mit Herrn Sumsemann die Abenteuerreise zum Mond wagen, um das sechste Beinchen zurückzuholen. Während andere Kinder schlafen, erleben sie in der wunderlichen Welt der Milchstraße die fantastischsten Abenteuer. Sie treffen das fleißige Sandmännchen, werden vom Weihnachtsmann mit Proviant versorgt und sind zu Besuch bei der Nachtfee und ihrem Vetter, die so gerne Feste mit gehörig Donner, Blitz und Schnee feiern. Schaffen sie es, gemeinsam den grimmigen Mondmann zu überlisten? Seit über hundert Jahren verzaubert Gerdt von Bassewitz' poetische Abenteuergeschichte Generationen von Kindern.

– ein Hingucker wie die Musik von Felix Johannes Lange Akzente setzt. Den Schauspielenden darf man sowieso mit Genuss zuschauen. // südkurier //


EGMONT!


nach goethe & heiner müllers "leben gundlings"

am staatstheater wiesbaden

mit arnarsdóttir // sträßer // faber // kahnert // kraus // kühn // rechenbach // schauer

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Den historischen Kontext bildet Brüssel Mitte des 16. Jahrhunderts. Graf Egmont, der unbekümmerte, freiheitsdurstige Titelheld, dessen Lebensprinzip Toleranz bei den Bürgern großen Anklang findet, ist eigentlich ein apolitischer Mensch. In die Schlingen der Politik gerät er, als in der niederländischen Provinz ein Aufstand gegen die spanische Regentschaft zu toben beginnt und der Herzog von Alba, an der Spitze des Machtsystems, mit Härte zurückschlägt. Alba fürchtet Egmonts Einfluss beim Volk und sucht im politischen Kalkül Mittel gegen ihn. Egmont, dessen Macht konträr zu der des Herzogs von Alba hauptsächlich in seiner gewinnenden Persönlichkeit liegt, negiert die aufkeimende Gefahr, bis es zu spät ist. Er muss erkennen, dass sein geliebtes Volk für sein Leben nicht den Aufstand proben wird. Die Kontroverse um die Dialektik von Herrschaft und Freiheit zwischen Egmont und Alba wird über Egmonts Tod hinaus von Albas jungem Sohn Ferdinand fortgeführt, der bezeichnenderweise ein aufrichtiger Verehrer Egmonts ist. Damit verwebt Goethe einmal mehr das Private mit dem Politischen und stellt den staatsmännischen Widerstreit nicht nur als einen innerhalb der Familie, sondern auch als einen der Generationen dar. Regisseurin Johanna Wehner verschneidet den klassischen Goethe-Text mit Fragmenten aus Heiner Müllers »Leben Gundlings Friedrich von Preußen Lessings Schlaf Traum Schrei«, in dem ein bildreicher Bogen durch die Risse der Geschichte entworfen wird. So lässt Müller demontierte Figuren des klassischen Dramenkanons sowie der deutschen Historie in einer großen Variation auf die Freiheit zu Wort kommen.

Presse: Der Krieg zwischen Spanien und Niederlanden (...) hat schon gewütet und ein Bühnenbild (ein starkes) der Verwüstung hinterlassen. Die Musik von Felix Johannes Lange ist betörend. (...) Sehr spielfreudige Darstellerinnen und Darsteller. (...) Die beiden Auseinandersetzungen um politische Klugheit versus Vertrauen ins Leben zwischen Oranien/Egmont und die um politische Einlösung von Freiheit zwischen Egmont/Alba bewahren in Johanna Wehners Inszenierung ihren zentralen Platz. Janning Kahnert tritt als Streiter für Selbstbestimmung und Toleranz zwar überzeugend auf, wird sein Leben aber dem Machterhaltsstreben Albas hingeben müssen. Das Problem politischer und individueller Haltung bleibt nicht auf diese zwei beschränkt – alle Figuren finden sich zu Egmonts Verurteilung ein und teilen sich den Text. Das Stundenglas läuft – in dieser Bühnenversion ein Klirren von anfänglich 999 Tassen, bis keine mehr übrig ist. Ein origineller Schluss für ein hoch ambitioniertes Verwirrspiel um zwei Theaterstücke und viele Figuren. // Wiesbadener Kurier, Viola Bolduan, 12.09.2016 //

Auf bizarre Art hat Regisseurin Johanna Wehner ihre zusammen mit Dramaturgin Anna-Sophia Güther entwickelte Theaterfassung von Johann Wolfgang von Goethes Egmont-Drama entwickelt und sie mit Elementen aus Heiner Müllers »Leben Gundlings« verbunden. Die Verknüpfung wirkt inhaltlich stimmig und verstärkt die zeitübergreifende Dimension beider Werke. So tritt die im »Egmont« angelegte, revolutionäre Herrschaftskritik in diesem Zusammenspiel besonders deutlich hervor und erhält eine bis in die Gegenwart reichende Bedeutung. Vor allem die Akteure der Macht wie Alba (Rainer Kühn), Egmont (Janning Kahnert), Oranien (Daniel Sträßer) und Regentin Margarete (Sólveig Arnarsdóttir) wirken auffällig zeitlos. Alba gibt in dieser Inszenierung zudem eine besonders gelungene Parodie der Herrschenden. (...) Die an Heiner Müller angelehnte Parodie der Welt am Hofe macht den besonderen Reiz dieser vielschichtigen, von starken Dialogen getragenen Inszenierung aus. // Frankfurter Rundschau, Andrea Pollmeier, 12.09.2016 //

Großartig anzusehen, wie der dauerzuckende und sich in seinem gestreiften Anzug (Kostüme Ellen Hoffmann) unwohl windende Alba (Rainer Kühn) mit dem Finger aus dem Nutellaglas nascht, dabei von seinem Sohn ertappt wird und die braunen Finger zu verbergen sucht. Dann aber bricht es aus ihm heraus, und er schmiert Ferdinand die Schokolade ins Gesicht. Wie so oft an diesem Abend genau eine Drehung zu viel. Textfetzen, Rangeleien, hysterisches Gekreische und ab und an auch gemeinsames Singen machen aus dem Doppel-Theaterabend etwa das, was beim Vermischen aus bunter Knete wird: einen undefinierbaren Klumpen. Nach zweieinhalb Stunden bewundert man die wie losgelassen und doch präzise agierenden Schauspieler an diesem Abend. // Frankfurter Allgemeine Zeitung, Matthias Bischoff, 12.09.2016 //
// frankfurter neue presse //